Möchtest du deinem Hund neue Verhaltensweisen beibringen, kommst du nicht umher, dir Gedanken über geeignete Belohnungen zu machen. Bei Belohnungen denken die meisten Menschen direkt an Futter – nicht ganz zu Unrecht, ist Futter doch ein sehr wertvolles Belohnungstool. Was aber tun, wenn dein Hund für Futterbelohnungen nicht gut mitarbeitet, evtl. sogar das Leckerlie in der Trainingssituation komplett ablehnt? In diesem Artikel erkläre ich dir, was es mit der Auswahl der richtigen Belohnung auf sich hat und warum Futter nicht immer die (einzige) geeignete Lösung ist.

Was ein Verstärker ist, bestimmt der Hund!

Es gibt viele Möglichkeiten, einen Hund zu belohnen. Die Klassiker wie Leckereien, Spielzeug oder Streicheleinheiten sind nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was als Belohnung eingesetzt werden kann. Welche Belohnung dein Hund sich allerdings gerade wünscht, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Stell dir vor…

…du hast eine lange Wanderung gemacht und kommst hungrig nach Hause. Dein Partner oder deine Partnerin hat bereits gekocht, das Abendessen duftet verlockend. In dieser Situation dürftest du sehr empfänglich für Essen sein – ein voller Teller mit Abendessen ist genau die richtige Belohnung für die Strapazen, die du den Tag über auf dich genommen hast.

Nun stell dir aber vor, du kommst von der Geburtstagsfeier deiner besten Freundin – der Italiener von nebenan hat das Catering übernommen und die Nudeln waren so lecker, dass du dem Platzen nahe bist. Dir ist schon fast ein bisschen übel, da wartet zu Hause der volle Teller mit Abendessen auf dich. Genau der gleiche, den du nach der Wanderung herbeigesehnt hast und der dir am Vorabend eine große Freude gemacht hat. Vermutlich wirst du heute eher darauf verzichten, dir noch weiterhin den Bauch vollzuschlagen. Je nach Situation mag es sein, dass du noch eine halbe Anstandsgabel isst, einen Belohnungseffekt wirst du dabei aber ganz sicher nicht empfinden.

Genau so geht es deinem Hund.

Futter Belohnung Alternativen

Verschiedene Situationen erfordern verschiedene Belohnungen. Während eine Streicheleinheit in einem ruhigen Moment zu Hause für deinen Hund das Größte ist, kann es sein, dass er die gleiche Streicheleinheit in einer Hundebegegnung auf dem Spaziergang eher als störend empfindet. Ein wildes Zieh- und Zerrspiel mag in ausgelassener Stimmung unterwegs genau das Richtige für deinen Hund sein. Während einer Entspannungsphase auf seinem Hundebett steigt er vielleicht trotzdem nicht auf deine Spielversuche ein.

Ein Verstärker bewirkt, dass das verstärkte Verhalten öfter bzw. mit höherer Wahrscheinlichkeit gezeigt wird. Ob eine Belohnung wirklich auch als Verstärker wirkt, kann uns also immer nur der Hund beantworten, dessen Verhalten wir beobachten. Tritt dein belohntes Verhalten auch nach etlichen Wiederholungen nicht häufiger auf, solltest du deine Belohnungsstrategie überdenken. Vielleicht würde eine andere Futtersorte oder ein anderes Spiel eher zum Ziel führen und das Verhalten nachhaltig verändern.

Hund Futterbelohnung

Belohnen durch Futter mit verschiedenen Wertigkeiten

Bleiben wir bei der Futterbelohnung, auch hier gibt es diverse Unterschiede. Mein Skylos zum Beispiel ist relativ leicht über Futter zu motivieren – er ist in sehr vielen Situationen (nicht in allen) bereit, für Futter zu arbeiten. Allerdings wägt er sehr genau ab, für welches Futter es sich lohnt, welchen Aufwand zu betreiben.

Kleine Verhalten, die für ihn wenig Aufwand bedeuten, belohne ich zum Teil mit einfachem Trockenfutter. Das Trockenfutter bekommt er ohnehin morgens und abends in seinen Napf – die Wertigkeit als Belohnung ist für ihn begrenzt. Einen Blick zu mir oder ein Sitz an der Straße sind für das Trockenfutter schon drin, ein bombensicherer Rückruf vom davonlaufenden Reh wäre es aber sicherlich nicht. Zumindest wäre es kritisch, wenn ich den Rückruf regelmäßig nur mit so geringwertigen Belohnungen verstärken würde.

Um hier zu differenzieren, habe ich immer mehrere Futtervarianten in der Tasche. Für einen tollen Rückruf gibt es dann gerne mal ein paar Brocken Käse – die sind für Skylos schon deutlich hochwertiger und er empfindet sie als angemessen dafür, dass er das Reh hat laufen lassen.

Leckerlie Belohnung

Ist dein Hund schwer über Futter zu motivieren, kann es also auch sein, dass du schlicht und einfach mit dem falschen Futter trainierst. Käse, Fleischwurst oder Quarktuben können da einfach Abhilfe schaffen.

Verschiedene Futtersorten zur Auswahl zu haben bringt übrigens noch andere Vorteile mit sich. So kannst du zum Beispiel eine bessere Ausführung einer Übung höherwertig belohnen als eine durchschnittliche oder eher schwache Performance.

Aber was, wenn der Hund auch für höherwertige Futterbelohnungen nicht mitarbeiten möchte?

Futter bringt als Verstärker einige Vorteile mit sich. Der in meinen Augen wichtigste Punkt pro Futterbelohnung ist, dass es punktgenau eingesetzt werden kann und nicht viel Zeit in Anspruch nimmt. Mit kleinen Leckerlie kannst du also auch in hohen Frequenzen belohnen – je nach trainiertem Verhalten ist das sehr wertvoll. Möchte dein Hund kein Futter annehmen oder ist zumindest nicht bereit, für das Futter einen nennenswerten Aufwand zu betreiben, kann es neben der zu geringen Futterwertigkeit noch andere Gründe geben.

Zu allererst solltest du den gesundheitlichen Zustand deines Hundes hinterfragen. Gerade wenn er auch außerhalb der Trainingssituation dazu neigt, sein Futter mal zu verweigern, sollten deine Alarmglocken schrillen.

Ein weiterer Punkt ist das Stresslevel deines Hundes. Ist es vielleicht möglich, dass dein Trainingsaufbau ihn überfordert und er aufgrund einer zu hohen Stresslage nicht mehr in der Lage ist, Futter als Belohnung anzunehmen? Wie du Stress bei deinem Hund erkennst, liest du hier.

Wenn du diese beiden Faktoren ausschließen kannst, ist es an der Zeit, anderer Verstärker wie gemeinsames Spiel zu testen. Es kann durchaus sein, dass dein Hund zwar kein Interesse am Futter hat, ein wildes Zieh- und Zerrspiel ihm aber einen richtigen Motivations-Booster verpasst.

Spiel statt Futter Belohnung

Den richtigen Verstärker finden

Einer meiner Kundenhunde ist draußen sehr jagdlich motiviert. Sobald man das Grundstück verlässt, wandert die Nase auf den Boden oder der Blick zum Horizont – sobald die Leine ab ist, wandert der Hund hinterher. Dieser Hund ist zwar manchmal bereit, draußen Futter anzunehmen,oft hat man aber auch den Eindruck, dass er sich von der Futterhand in seinem Blickfeld eher beim Beobachten der Hasen am Horizont gestört fühlt. Natürlich haben wir neben verschiedene Futtersorten auch einige Spielzeuge ausprobiert – zunächst ohne nennenswerte Fortschritte. Den durchschlagenden Erfolg brachte bei diesem Hund eine Reizangel. Dieses Jagdspiel stellt für ihn endlich eine adäquate Alternative zu seinen sonstigen Jagdambitionen dar. Seine Motiviationslage hat sich komplett verändert und plötzlich funktioniert der Rückruf trotz gravierender Umweltablenkungen.

Diesen Stand hätten wir vermutlich über keine Futterbelohnung der Welt erreicht. Der Hund hat entschieden, dass Futter in der konkreten Situation für ihn kein Verstärker ist, Reizangeln aber schon. Es lohnt sich, manchmal auch ein bisschen Aufwand zu betreiben, um den passenden Verstärker für den jeweiligen Hund und die jeweilige Situation zu finden.

Bei allem was wir tun, müssen wir uns genau das immer wieder vor Augen halten. Die Entscheidung, mit welcher Belohnung wir arbeiten, mögen bis zu einem gewissen Punkt zunächst wir treffen. Die Entscheidung, welche Belohnung wirklich als Verstärker anerkannt wird und uns zum Erfolg bringt, liegt jedoch nicht bei uns. Es heißt also flexibel bleiben und sich nicht allzu sehr festzulegen. Hör auf deinen Hund – die viel diskutierte Frage, ob das positiv verstärkte Training denn immer mit Futter verbunden sein muss, beantwortet sich dann oft ganz von alleine.

Du bist noch auf der Suche nach den richtigen Knöpfen und möchtest mit deinem Hund ins positive Training einsteigen? Dann melde dich doch bei mir und wir trainieren gemeinsam in meiner Hundeschule im Raum Magdeburg / Stendal oder treffen uns je nach Thematik auch im Online-Format.